Vor zehn Jahren kamen die amerikanische Deutschlehrerin Ruth Mudrow, die einige Jahre zuvor an der IGS als Austauschlehrerin gearbeitet hatte, und ihr Englischkollege Michael Panchyrz beim Kaffeetrinken auf die Idee, zwischen der Heinrich Roth Gesamtschule und dem North Cache 8-9 Center in Richmond, Utah, einen Schüleraustausch ins Leben zu rufen. Und da Mrs. Mudrows Schule nur bis zum 9. Jahrgang geht, aus Sicht der Bodenfelder aber auch Zehntklässler die Chance erhalten sollten, wurde noch die Sky View High School in Smithfield mit ins Boot geholt. Beide Schulen liegen im Einzugsgebiet nördlich von Logan im Norden Utahs. Und was damals viele für nicht realisierbar hielten feiert nun 2017 sein 10-jähriges Jubiläum.
Am 25. Januar begaben sich 20 Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Roth-Gesamtschule in Begleitung der Lehrkräfte Michael Panchyrz und Thomas Geise auf das Abenteuer USA-Austausch. Und obwohl die Teilnehmer in einer Arbeitsgemeinschaft gut vorbereitet wurden, war dem einen oder anderen doch etwas mulmig, als es mitten in der Nacht vor der IGS Good-bye zu sagen hieß um die erste Etappe nach Frankfurt mit dem Bus zurückzulegen. Anschließend ging es pünktlich mit dem Flieger über den Atlantik nach Chicago. Bei diesem Zwischenstopp stand die erste Bewährungsprobe auf dem Programm. Die Teilnehmer mussten ohne Hilfe der Lehrkräfte jeder einzeln die amerikanischen Einreisekontrollen überstehen. Aber diese Hürde wurde mit Bravour genommen und nach über 20 Stunden Reisezeit erreichte die Gruppe Salt Lake City, Utah.
Die erste Nacht wurde im Hotel übernachtet und der erste Tag in den USA zur Erkundung der Hauptstadt genutzt. Unter anderem wurden die Außenanlage des Temple, Hauptkirche der Mormonen, und das Kapitol besichtigt. Und natürlich durfte auch die Gelegenheit zum ersten Shopping nicht fehlen. Am Abend war es dann soweit, die Schüler wurden von ihren Partnern am Hotel abgeholt und gemeinsam fuhr man in die Gastfamilien rund um Logan.
Am nächsten Morgen war der erste Schulbesuch angesagt. Zum einen assistierten die Schüler im Deutschunterricht, nahmen am Unterricht ihrer Partner teil und bearbeiteten in einer eigenen Stunde aus Deutschland mitgebrachte Aufgaben. Bevor es dann in das erste Wochenende ging fand am Abend noch ein Begrüßungs-Dinner an der Sky View High School statt.
Da im Cache Valley, dem Tal, in dem Logan liegt, richtig Winter herrschte mit Temperaturen bis zu -20°C und ordentlichen Schneemengen, war bei vielen Gastfamilien am Wochenende Wintervergnügen wie Skilaufen oder Snowboarding angesagt. Außerdem wurden Ausflüge in die Umgebung unternommen und weitere Einkaufstrips durften natürlich auch nicht fehlen.

Die ersten drei Tage der Woche wurden wieder mit dem Schulbesuch gefüllt. Dabei stellten die Schüler recht schnell einige Unterschiede fest. Schulstunden dauern zum Beispiel nicht 45 sondern zwischen 42 und 60 Minuten. Die Lehrer kommen nicht zu den Schülern sondern die Schüler gehen zu den Lehrkräften. Und auch die deutlich größeren und besser ausgestatteten Klassenräume fielen auf. Der Unterricht selbst war meist kein Problem, da die deutschen Schüler in vielen Fächern ihren amerikanischen Freunden etwas voraus waren.
Zum Wochenende stand die traditionelle Fahrt in den Süden Utahs auf dem Programm. Dieses Jahr fuhren die Schüler aber einen Tag länger, weil die Lehrkräfte einen neuen Programmpunkt entdeckt hatten. Im Midway, Utah, konnte man ein Ice Castle besichtigen. Dies ist eine mit bunten Lichtern angestrahlte künstliche Eislandschaft aus ganz unterschiedlichen Formen und mit sogar zwei Eisrutschen, die allerdings für ein feuchtes Hinterteil sorgten. Bei sternklarem Himmel und frostigen Temperaturen war dies ein erstes Highlight der Tour. Auf der Fahrt dorthin hatten die Schüler auch noch das Eisenbahn Museum in Ogden und die Olympiastadt von 2002 Park City besichtigt.
Am nächsten Tag wurde die Fahrt in den Süden fortgesetzt und nach einer Führung durch Cove Fort und der Besichtigung indianischer Wandgemälde erreichte die Gruppe ihr Hotel Ruby’s Inn am Eingang zum Bryce Canyon National Park. Die Schüler waren zu dritt oder viert in großen Zwei-Bett-Zimmern mit King-Size-Betten untergebracht. Im Preis inbegriffen waren ein Hot Breakfast, Dinner und auch die Nutzung des großen Pools und des Whirlpools. Beide dienten abends der Entspannung und sorgten für reichlich Spaß.
Den ersten Morgen hieß es gleich sehr früh aufstehen, denn niemand wollte den berühmten Sonnenaufgang am Sunrise Point im Bryce Canyon verpassen. Und so wurde dies Spektakel warm gekleidet und mit Kamera ausgerüstet je nach Motivation genossen oder ertragen. Nach einem üppigen Frühstück wurde dann der ganze schön verschneite Bryce Canyon National Park erkundet. Zum Teil konnte dies mit den Vans geschehen, der Canyon selbst musste aber in einer dreistündigen Wanderung bewältigt werden. Die unglaublich vielfältige Landschaft aus roten Felsen mit den weisen Schneekuppen entschädigte aber reichlich für alle Mühen. Und außerdem sorgten regelmäßige Schneeballschlachten immer wieder für Abwechslung.
Am zweiten Tag fuhren die IGS-Schüler in den Zion National Park. Hier bot sich eine deutlich andere aber nicht weniger imposante Felslandschaft. Und auch hier war neben Autotourismus eine längere, steil nach oben führende Wanderung angesagt. Ein großer, teilweise vereister Wasserfall als perfektes Fotomotiv war dann aber die Belohnung für jegliche Schweißtropfen. Insbesondere einige Jungen hatten allerdings auch schon immer den am Abend ausgetragenen Super Bowl, das Endspiel des American Football, im Hinterkopf und freuten sich riesig, dass sie wenigstens noch die zweite Halbzeit live im Hotelzimmer liegend verfolgen konnten.
Der dritte Tag bestand größten Teils aus einer Autotour entlang der Scenic Route 12, die immer wieder durch unglaubliche Fotostopps unterbrochen wurde. Allerdings laden die Felsformationen auch immer wieder zu Kletterpartien ein. Dies geht besonders gut im Devil’s Garden, einer Wüstenlandschaft, in der unzählige Felsen unterschiedlichster Form immer wieder zum Erklimmen auffordern. Zum Abschluss konnten die Schüler dann auch noch einen Slot Canyon kennenlernen.
Leider musste dann schon wieder die Rückreise angetreten werden. Die gestaltete sich dann aber auch noch zu einem Abenteuer, da auf einer Hochebene der Wind für Starke Verwehungen auf der Straße sorgten und die Vans es nur gerade noch so schafften, sich ihren Weg dadurch zu bahnen. Allerdings wären ja genügend starke Jugendliche zum Freischaufeln und Schieben an Bord gewesen.
Am nächsten Tag mussten die IGS-Schüler aber noch nicht wieder in die Schule. Es stand nach eine Fahrt nach Antilope Island an. Dies ist eine Insel im Great Salt Lake, auf der tatsächlich Antilopen und Büffel leben. Beide haben die Schüler entdeckt. Nach einem Spaziergang am Strand entlang wurde zum Abschluss noch eine Farm besucht. Dort konnte man mit Holzpferden und –rindern das Lassowerfen üben und alte Autos und Trecker boten wieder reichlich Fotomotive.
Die nächsten Tage einschließlich des Wochenendes verbrachten die Schüler mit ihren Gastschülern in der Schule und in den Gastfamilien. Als Abendprogramm hatte Mrs. Mudrow noch Eislaufen, Bowling und einen Besuch heißer Quellen organisiert. Bei -5°C im Mondschein im warmen bis heißen Wasser dieser Quellen zu baden und zu toben war ein weiteres Highlight dieses Austauschs.
Aber leider ging auch diese Zeit viel zu schnell vorbei und schon hieß es im Hotel in Salt Lake City Abschied nehmen. Dabei flossen reichlich Tränen und zahlreiche Gastmütter wollten ihre deutschen Gäste am liebsten gleich adoptieren. Da blieb als Trost nur, dass der Gegenbesuch ja gar nicht mehr so lange auf sich warten lässt. Der letzte Tag in Salt Lake City wurde zu weiteren Besichtigungen genutzt und auch die Besucherplattform auf dem Verwaltungsgebäude der Mormonen im 22. Stock war mit dem sich bietenden Blick über die Stadt ein Genuss vor allem für Fotografen. Und dann mussten die Koffer ordentlich gepackt werden, da am nächsten Morgen um sechs Uhr die Heimreise begann. Das war aufgrund der umfangreichen Einkäufe nicht immer ganz einfach.
Der Rückflug erfolgte wieder über Chicago. Da die Koffer durchgechecked wurden, gestaltete sich das Umsteigen deutlich einfacher. Und als dann endlich alle im Flieger nach Frankfurt saßen, schien es nur eine Frage von etwa 9 Stunden zu sein, bis die Heimat erreicht war. Doch es sollte noch einmal spannend werden. Nach etwa einer Stunde floss plötzlich Wasser durch das Flugzeug. Und es wurde mehr und mehr und ließ sich offensichtlich nicht stoppen. Deshalb beschlossen die Piloten zu wenden, um zurück nach Chicago zu fliegen. Nur zehn Minuten später gab es aber wieder eine Kursänderung. Das neue Ziel hieß Newark, ein großer Flughafen nahe New York. Und als dann zunächst die Monitore ausgingen und dann auch noch das Licht, wurde es einigen doch unheimlich. Und spätestens als bei der Landung die Nacht von den Blaulichtern unzähliger Rettungsfahrzeuge entlang unserer Landebahn durchbrochen wurde, war jedem klar, dass wir soeben eine Notlandung live miterlebt hatten. Zum Glück ging alles gut und nach fast sieben Stunden Wartezeit konnten wir eine Ersatzmaschine nach Frankfurt besteigen. Dieser Flug verlief dann reibungslos und mit fast sieben Stunden Verspätung erreichten wir deutschen Boden. Dort wartenden zahlreiche Eltern mit Begrüßungsplakaten auf uns und auf der Heimfahrt gab es im Bus ein bestens ausgestattetes Buffet.
Eigentlich hätten die Zehntklässler am nächsten Tag in die Schule und die Neuntklässler ins Berufspraktikum gemusst. Aufgrund der Verspätung und des nicht ganz so einfach zu bewältigenden Jetlags aufgrund von acht Stunden Zeitverschiebung gaben die Lehrkräfte den Schülern den Montag zur Erholung frei. Am Dienstag hieß dann aber müde oder nicht in die Heinrich-Roth-Schule oder den Praktikumsbetrieb zu gehen.
Das Fazit dieses Austauschs sowohl der Lehrkräfte Thomas Geise und Michael Panchyrz, der an allen fünf Austauschfahrten teilgenommen hat, sowie aller Schüler war eindeutig und äußerste sich in einer einzigen Frage: Können wir nicht morgen wieder rüber fliegen? Das ging natürlich nicht, aber sicherlich bleiben sehr viele Erinnerungen auf Fotos und im Kopf und natürlich gibt es jetzt schon die Vorfreude auf den Gegenbesuch der Partner, die Anfang Juni nach Bodenfelde kommen werden. Unsere Reise konnte zeitgleich auf unserer Homepage in einem Weblog verfolgt werden. Dort bekommt man anhand zahlreicher Bilder Eindrücke der fantastischen Reise.